Unter dem Motto “Euer Schweigen könnt ihr Euch schenken! Lieber Feminismus feiern!” zog am Samstag, den 17.09.16, eine Demonstration von 3.000 Personen durch die Berliner Mitte. Das queerfeministische und antifaschistische Bündnis “What the fuck?!” demonstrierte für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und trug seinen Widerstand gegen christliche FundamentalistInnen und ihr antifeministisches Gedankengut lautstark und kraftvoll auf die Straße. Wir vom Antifaschistischen Schwarz-Roten Aufbau (ASRA) unterstützen das Bündnis und hielten auf der WTF-Demo diese Rede:
Liebe Genoss*innen,Liebe Demoteilnehmer*innen,
heute stehen wir, wie jedes Jahr auf der Straße, um gegen die christliche Fundamentalist*innen vom “Bundesverband Lebensrecht“ zu demonstrieren. Diese fahren eine konservative, nationalistische, antiemanzipatorische und vor allem antifeministische Politik.
So werden Forderungen wie das komplette Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen laut, hetero- und cis-normative Familien werden als einzige Familienform gesehen und Sterbehilfe wird als Euthanasie bezeichnet. Weiter erhält der Marsch für das Leben Unterstützung von rechten Parteien wie der AfD und anderen neokonservativen Netzwerken.
Defacto wird also bei diesen Leuten gar nichts auf Selbstbestimmung und Emanzipation gelegt, sonder lediglich auf vermeintlich christliche Grundwerte. Damit treten sie die Rechte, die sich Frauen wie unsere Mütter, unsere Großmütter und unserer Urgroßmütter über viele Jahre erkämpften, mit Füßen. Deshalb werden wir sie heute nicht ungestört laufen lassen!
Wir erleben Antifeminsmus, Sexismus und FLTI*feindlichkeit aber nicht nur hier. Die Rede vom sogenannten “Gendermainstream“ ist spätestens seit dem Aufstieg der AfD nicht nur von rechten Parteien zu hören. So sprach sich auch die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder von der CDU in ihrem Buch „Danke, emanzipiert sind wir selber“ klar gegen die Emanzipation der Frau aus. Den etablierten Parteien reicht es also, wenn es Frauenquoten auf dem Arbeitsmarkt gibt und Frauen in Berufen vermeintlich gleiche Aufstiegschancen haben, ganz im Interesse des Kapitals. Doch was ist mit erwerbslosen Frauen? Was ist mit Frauen ohne Papieren? Was ist mit Trans*Frauen, die sowieso weniger Chance auf eine Job haben? Haben diese weniger Recht auf diese Gleichberechtigung der Bundesregierung? Hören durch diese angebliche Emanzipation Sexismen, Street Harrasment, Gewalt gegen FLTI* und Geschlechterrollen auf? Nein! Deshalb haben wir keinen Bock auf das Gequatsche der etablierten Parteien zum Thema Feminismus und wir rufen alle FLTI*auf: Organisiert euch, kämpft! Feuer und Flamme dem Patriarchat!
Wenn wir hier von Antifeminismus und Kampf gegen das Patriarchat sprechen sei erwähnt, dass unsere tiefste Solidarität Gina Lisa Lohfink gilt. Die “Nein heißt Nein“ Kampagne hat in der letzten Zeit einige Leute für das Thema Gewalt gegen Frauen sensibilisiert und auf die Perle der deutschen Justiz in Fällen von sexualisierter Gewalt aufmerksam gemacht. Solidarität mit Gina Lisa! Nein heißt Nein!
Wenn wir uns international umschauen, wie FLTI*s sich gegen Kapital und Patriarchat organisiert haben, sehen wir fortschrittlich, progressive Kräfte, wie beispielsweise die Gulabi Gang in Indien, welche sich 2005 gründete und gegen Männergewalt bzw. gegen Männer, insbesonders Cops, die Vergewaltigungs- und Missbrauchsfälle nicht untersuchten und/oder diese abtaten, kämpfen. Die Gulabi Gang unter der ‘Leitung der Gründerin Sampat Pal Devi trägt rosafarbene Saris und die Frauen sind bewaffnet mit rosafarbenen Bambusstöcken und fungieren als Kämpferinnen für Gerechtigkeit für Betroffener psychischer, pysischer und/oder sexualisierter Gewalt.
Ein weiteres Beispiel ist die Frauenverteidigungseinheit in Rojava/Kurdistan, die YPJ. Die Rolle der Frau im Kampf gegen Daesh (IS) ist dort auch fortschrittlich. So kämpfen YPJ und YPG also Frauen und Männer erfolgreich Schulter an Schulter gegen die Tyrannei von Daesh und der AKP Diktatur. Die Frauen in Rojava haben sich selbstorganisiert, stellen eigene Räte und sind in wichtigen Positionen vertreten.
Solidarität mit der Gulabi Gang, Solidarität mit der YPJ, Solidarität mit allen internationalen FLTI* Organisationen!
Um den Kampf um die Gleichberechtigung aller Geschlechter progressiv zu gestalten und voranzutreiben, müssen wir Sexismen in unserem Alltag erkennen, hetero- und cis-sexistische und patriarchale Strukturen aufdecken und bekämpfen! Auf einen erfolgreichen Tag!
Jin Jiyan Azadi, Frauen Leben Freiheit!
Feuer und Flamme dem Patriarchat! Kampf dem Sexismus im Alltag und im Staat!
Auch wir danken allen, die den Fundis ihren Marsch so richtig schön versaut haben. Für alle, die es interessiert, hier die Pressemitteilung vom “What the fuck?!” Bündnis mit Zahlen, Fakten etc.
Wir freuen uns schon auf’s nächste Jahr!